"Aus der Erinnerung für die Gegenwart leben"
„Veranstaltungen wie diese und Worte, wie sie heute gesprochen wurden, sind wahre Kraftspender für mich“.
Ernst Grube - Zeitzeuge und Überlebender des NS-Regimes
Ernst Grube, geboren 1932 in München, der die Besucher der Holocaust-Matinée an seinen Erinnerungen an die Jahre im jüdischen Kinderheim, die Deportation ins Konzentrationslager Theresienstadt und sein Leben nach der Befreiung teilhaben lies, zeigte sich erfreut über die Matinée, zu der die Stadt Klagenfurt anlässlich des Gedenkens an die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz (27. Jänner 1945) eingeladen hat.
Der 92jährige Münchner, der als Sohn eines evangelischen, kommunistischen Vaters und einer jüdischen Mutter seine Kindheitsjahre zwischen 1938 und 1945 unter schwierigsten Umständen erlebt und überlebt hat, engagiert sich bis heute für eine gelebte Demokratie, für Toleranz und aktive Gedenk- und Erinnerungsarbeit. Vor allem der Jugend muss das dunkelste Kapitel der europäischen Geschichte näher gebracht werden, ist Grube überzeugt und besucht auch heute noch Schulklassen, um sie aufzuklären und zu sensibilisieren.
Bürgermeister Christian Scheider, der die Holocaust-Matinee gemeinsam mit dem Beirat für Gedenk- und Erinnerungskultur, dem Verein Memorial Kärnten-Koroska und dem Mauthausen-Komitee Kärnten/Koroska initiiert hat, zeigte sich bewegt von den Worten Ernst Grubes und sprach seinen Dank für dessen unermüdliches Engagement für Toleranz und Frieden aus. „Mit ihrem Einsatz haben sie über Jahrzehnte hinweg vor allem jungen Menschen über die Gräuel des Nationalsozialismus berichtet. Sie beziehen öffentlich Stellung, besonders gegen Neonazis und Geschichtsrevisionisten. Sie werden oft als unbequemer Zeitgenosse bezeichnet, doch es sind die Unbequemen, die unsere Demokratie verteidigen“, so Scheider, der Ernst Grube auch einlud, sich in das Goldene Buch der Landeshauptstadt Klagenfurt einzutragen.
In Vertretung von Landeshauptmann Dr. Peter Kaiser sprach Vizebürgermeister Mag. Philipp Liesnig über die Bedeutung des Erinnerns. „Es ist wichtig das Gedenken an die Opfer des NS-Regimes hochzuhalten und Zeichen für die Demokratie und ihre Werte zu setzen“.
Univ. Prof. Dr. Peter Gstettner richtete in seiner Rede zum Internationalen Holocaust-Gedenktag einen Appell an das Publikum und die Öffentlichkeit: „Achtet und schätzt die Worte der Überlebenden“. Sie sind es, die authentisch wiedergeben können, wozu Intoleranz und Faschismus führen können und zeigte seine große Freude über die Teilnahme Ernst Grubes an der diesjährigen Matinée.
Auch das Buch mit dem Titel „Aus der Erinnerung für die Gegenwart leben“, das über und für Ernst Grube anlässlich seines 90. Geburtstages herausgegeben wurde, wurde präsentiert und an einem eigens eingerichteten Büchertisch aufgelegt.
Für die stimmige musikalische Begleitung der Matinée, die von der städtischen Präsidialabteilung organisiert wurde, sorgte das „Duo Masis“ (Karen Asatrian und Anna Hakobyan).