Auszeichnung für Ewald Palmetshofer
„Einen existentiell-philosophischen Zugang zum Wort pflegt der 1978 in Linz geborene Ewald Palmetshofer. Man erkennt seine Stücke an einem unverwechselbaren Sound, seine Figuren sprechen in rhythmisierten Stummelsätzen. Als ZuschauerIn weiß man trotzdem genau, wie der Satz weitergeht. Palmetshofer beschreibt mit feiner Klinge die grundlegende Orientierungslosigkeit der modernen Welt und lässt die Hoffnung auf politische Veränderung durchklingen. Er übersetzt das gute alte Sozialstück in die postmoderne Gegenwart. Er schreibt klassische Stoffe pointiert in die Gegenwart fort.“ Das sagt Gert-Jonke-Preis-Jurorin Mag. Karin Czerny über Ewald Palmetshofer – sie hat den österreichischen Dramatiker als Preisträger vorgeschlagen.
Zum fünften Mal hat die Landeshauptstadt Klagenfurt dieses Jahr gemeinsam mit dem Land Kärnten in Kooperation mit der Gert-Jonke-Gesellschaft die Auszeichnung, die nach dem in Klagenfurt geborenen Schriftsteller Gert Jonke (1946-2009) benannt ist, vergeben. Mit herzlichen Gratulationen überreichten Bürgermeisterin Dr. Maria-Luise Mathiaschitz und Landeshauptmannstellvertreterin Dr. Gaby Schaunig die Preisurkunde an den Linzer Dramatiker Ewald Palmetshofer.
Palmetshofer wurde 1978 in Mönchdorf im Mühlviertel/Oberösterreich geboren. Nach einem Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Germanistik, Theologie, Philosophie, Psychologie und Pädagogik in Wien debütierte er 2005 mit dem Stück „sauschneidn. ein mütterspiel“ als Dramatiker, das den Retzhofer Literaturpreis für junges Drama gewann. Mit der Saison 2007/08 wurde Palmetshofer Hausautor am Schauspielhaus Wien. Dort entstand 2007 „hamlet ist tot. keine schwerkraft“, das in der Regie von Felicitas Brucker zur Theaterbiennale des Staatstheaters Wiesbaden „Neue Stücke aus Europa 08“ sowie für den Mülheimer Dramatikerpreis 2008 nomiert wurde.
Mit „faust hat hunger und verschluckt sich an einer grete“, ebenfalls in der Regie von Felicitas Brucker am Schauspielhaus Wien uraufgeführt, erhielt Palmetshofer 2010 seine zweite Einladung zu den Mülheimer Theatertagen. Im Januar 2010 beteiligte er sich am Wiener Schauspielhaus am Themenabend „Gesegnet sei mein Leib. Kunst als Egokirche“. Für „die unverheiratete“ wurde er 2015 mit dem Mülheimer Dramatikerpreis ausgezeichnet, und die Uraufführungs-Inszenierung von Robert Borgmann wurde zum Theatertreffen eingeladen. Seit der Spielzeit 2015/16 ist Palmetshofer Hausautor und Dramaturg am Theater Basel.
Die Preisverleihung stand diesmal im Zeichen von Gert Jonkes starker Identifikation mit den Vögeln. Diese schlägt sich nicht nur in seinem Theaterstück „Die Vögel“ (nach Aristophanes), aus dem das Motto für die Veranstaltung stammt, nieder: „Im Allerinnersten meiner Person empfinde ich ganz deutlich, daß alles von mir eher von einem Vogel abstammt als von einem Menschen, zu dessen äußerlicher Gestalt ich bedauerlicherweise verurteilt bin“. Der erst elfjährige Pianist Elias Keller spielte Stücke von Beethoven und Messiaen. Oliver Vollmann und Nadine Zeintl lasen Texte von Gert Jonke und Ewald Palmetshofer. In einem Film von Martin Polasek wurden alle fünf Literaten/Dramatiker portraitiert, die von den drei Jurorinnen als Preisanwärter vorgeschlagen wurden.
Der Gert-Jonke-Preis wird alle zwei Jahre alternierend in den Sparten Prosa – Dramatik – Lyrik vergeben. Dieses Jahr in der Kategorie Dramatik.
Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert. Das Landes Kärnten stiftet das Preisgeld. Die Landeshauptstadt Klagenfurt sorgt für die Organisation des Preises und Durchführung der Festveranstaltung.