Einsatz am Limit: Die stillen Helden der Bergrettung
Reportage
Ein zu steiler Abhang, eine ausweglose Lage, ein verletztes Bein – Panik. Schock. Angst. Verzweiflung. Solche Situationen treten auch in der Landeshauptstadt häufiger ein, als gedacht. Und genau in solchen Momenten sind die Bergretter der Ortsstelle Klagenfurt in ihrem Einsatzgebiet und darüber hinaus zur Stelle. Doch nicht immer gehen Einsätze bzw. Notrufe glimpflich aus. „Was man hier alles sieht und erlebt, kann man sich gar nicht vorstellen“, erzählt uns Kurt Müller, Ortsstellenleiter von Klagenfurt. Neben schrecklichen Verletzungen, oftmals stundenlangem Suchen nach einer vermissten Person oder Forstunfällen gehören leider auch Tote zu den Umständen, mit denen ein Bergretter klarkommen muss. Ein Ehrenamt, das einem schon einmal alles abverlangen kann. 95 Mitglieder, davon stolze 14 Frauen, stehen in Klagenfurt für Menschen in Not im Einsatz. Nachwuchs ist jederzeit herzlich willkommen. Die Bergrettung Ortsstelle Klagenfurt ist weit mehr als eine ehrenamtliche Organisation, sie ist eine Familie.
Mit Herz, Verstand und Seil
Die Bergrettung der Ortsstelle Klagenfurt absolviert um die 20 bis 30 Einsätze pro Jahr, also im Schnitt ein bis zwei Einsätze pro Monat. Heuer waren es bis jetzt (Stand Mitte Oktober) bereits 31 (!) Einsätze – Tendenz steigend. In den letzten Jahren haben u. a. verletzte Mountainbiker und Paragleiter vermehrt für Alarmierungen gesorgt. Vor allem nicht so erfahrene Mountainbiker unterschätzen oft die Geschwindigkeit und die Herausforderung beim Bergabfahren. Das Einsatzgebiet der Ortsstelle Klagenfurt umfasst 31 Gemeinden und ist damit das größte Einsatzgebiet Kärntens. Häufig werden die Bergretter zu Forstunfällen und tragischerweise auch Suiziden alarmiert.
Bis zu 20 Mitglieder braucht es durchschnittlich für einen Einsatz! Das Gelände ist steil, undurchsichtig und teilweise schwer zu erreichen. Die Bergung einer Person vom Einsatzort erfordert extrem viel Kraft, Anstrengung und höchste Konzentration. Deshalb müssen sich die Bergretter regelmäßig abwechseln. Die häufigsten Einsatzgebiete im Raum Klagenfurt sind u. a. Zwanzgerberg, Wörtherseetrail auf Höhe Krumpendorf bis Pörtschach, Radsberg und Kreuzbergl.
Mitglied bei der Bergrettung kann nur ein bereits ausgebildeter Alpinist werden. Nach einem Probejahr mit intensiver Ausbildung, von der Versorgung der Patienten bis hin zum Rettungseinsatz mit Hubschrauber, folgen noch einmal drei Jahre Ausbildung zum fertigen Bergretter. Somit ist eine Ausbildung nach insgesamt vier Jahren beendet. Die Bergretter verfügen über ein enormes medizinisches und technisches Wissen. Sie sind auf jegliche Art von Einsätzen bestens vorbereitet und gerüstet, denn: Kaum ein Einsatz gleicht dem anderen und es gilt in jeder Situation entsprechend reagieren zu können. Deshalb sind auch die regelmäßig stattfindenden Übungseinheiten und Vorträge von unschätzbarem Wert.
Vom Mut zur Mission
Die Gründung des „Alpinen Rettungsdienstes des ÖAV Klagenfurt“ beläuft sich auf das Jahr 1932. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte 1948 die Neugründung der Ortsstelle Klagenfurt des Österreichischen Bergrettungsdienstes. Die Klagenfurter Bergrettung hatte eine gute Kooperation mit den britischen Besatzungsmächten und bildete diese sogar im alpinen Rettungswesen aus. Über die Jahrzehnte hinweg hat sich das Aufgaben- und Einsatzgebiet der Ortsstelle Klagenfurt stetig erweitert. Die Ausrüstung, Kompetenzen und Anforderungen haben sich optimiert und intensiviert. Auch die Aufnahme und Integration ins Team von mittlerweile 14 Frauen war ein großer Schritt in der Entwicklung.
Zwischen Himmel und Fels
Nach mehreren persönlichen Begegnungen sowie einer echten Einsatzsimulation lautet das unvoreingenommene Fazit: Die Bergretter der Ortsstelle Klagenfurt arbeiten nicht nur höchst professionell und mit bestem Wissen und Gewissen, sondern sie leben ihr Ehrenamt und sind eine sympathische und humorvolle Gemeinschaft. Sie opfern ihre Freizeit und ihren Urlaub, um Menschenleben zu retten, ihnen in Not zu helfen und sich ständig weiterzubilden sowie ihr Wissen zu stärken und auszuweiten. Es gilt Danke zu sagen: Für dieses Engagement, diesen Mut, und dafür, dass sie ihr eigenes Leben riskieren. Einfach, dass es sie gibt.
Um auch in Zukunft bestens gerüstet zu sein, möchte sich die Klagenfurter Bergrettung im kommenden Jahr ein neues Einsatzfahrzeug anschaffen. „Wenn jeder Klagenfurter und jede Klagenfurterin einen Euro spenden würde, hätten wir das Auto sofort finanziert“, erzählt Kurt Müller mit einem Augenzwinkern. Jede Spende hilft – wer die Klagenfurter Bergrettung unterstützen möchte, kann dies per Überweisung oder direkt via QR-Code im Online-Banking tun. Die Ortsstelle Klagenfurt ist für jede Unterstützung dankbar!
Überweisungen an: Österreichischer Bergrettungsdienst, Landesorganisation Kärnten
IBAN: AT681700000150060109
Verwendungszweck: Spende KFZ Klagenfurt (für Spendenabsetzbarkeit bitte Name, Vorname und Geburtsdatum angeben)