Matinée wider das Vergessen

Bewegende Holocaust-Gedenkveranstaltung im Künstlerhaus: Festrednerin war die Ärztin Dr. Helga Feldner-Bustin, Überlebende des KZ Theresienstadt.

 Festrednerin Dr. Helga Feldner-Bustin mit ihrer Enkelin, der Autorin Anna Goldberg, Bgm Dr. Maria-Luise Mathiaschitz, Dr. Peter Gstettner, Vinzenz Jobst bei der Eintragung in das Goldene Buch © StadtPresse / Fritz

Mit dem Erinnern an die schrecklichsten Jahre des 20. Jahrhunderts setzt die Stadt Klagenfurt ein klares Zeichen gegen Rassismus und Völkermord. Neben vielen anderen Initiativen (u.a. „Stolpersteine“) gibt es jedes Jahr im Jänner rund um den Internationalen Holocaust-Gedenktag eine Gedenkveranstaltung der Stadt als Mahnung, wohin Rassenhass und Fanatismus, der sich gegen Menschen richtet, führen kann. Auch dieses Jahr wurde am 27. Jänner, 74 Jahre nachdem das Vernichtungslager Auschwitz befreit wurde, mit einer Matinée im Künstlerhaus den Opfern der Nazi-Gräueltaten gedacht und zugleich ein vehementes und beherztes Zeichen wider das Vergessen gesetzt. Jugend und Zeitzeugen reflektierten gemeinsam das wohl schrecklichste Kapitel der Geschichte.

Als Festrednerin war Dr. Helga Feldner-Bustin eingeladen, die als 14-Jährige mit ihrer Mutter und Schwester in das KZ Theresienstadt deportiert wurde – die drei Frauen überlebten. Seit Jahrzehnten klärt Dr. Feldner-Bustin, die als Ärztin tätig war, als Zeitzeugin in zahlreichen Vorträgen über die Vergangenheit auf und schildert ihre Erlebnisse. Dafür wurde sie im vergangenen Jahr mit dem Ute-Bock-Preis ausgezeichnet. Die Frage, die sie im Rahmen ihrer Festrede immer wieder aufwarf war: Wie konnte es soweit kommen, dass Menschen in der Lage sind, andere, unschuldige Mitglieder der Gesellschaft zu foltern und zu töten und versuchte einen Teil einer Antwort herzustellen, indem sie sagte: „Menschen wurden in kleinen Schritten durch das Wort konditioniert. Deshalb muss man heute mit der Wortwahl umso sorgfältiger sein“.

Mit Helga Feldner-Bustin kam auch ihre Enkelin Anna Goldenberg nach Klagenfurt. Die 30jährige Autorin und Journalistin veröffentlichte im Vorjahr ihr Buch mit dem Titel „Versteckte Jahre. Der Mann, der meinen Großvater rettete“, in dem sie über die Auswirkungen des nationalsozialistischen Terrors auf ihre Familie schreibt. Im Rahmen der Gedenkmatinee las sie aus der Geschichte über den Kinderarzt Josef Feldner, der ihren Großvater versteckte und ihm damit das Leben rettete.

Bürgermeisterin Dr. Maria-Luise Mathiaschitz bedankte sich bei allen, die zur Gedenkmatinee gekommen waren – insbesondere Dr. Peter Gstettner, dem Vorsitzenden des Beirates für Erinnerungskultur und Vorsitzenden des Mauthausen Komitees Kärnten/Koroska für sein unermüdliches Engagement wider das Vergessen. „Wir dürfen nicht müde werden mit aller Kraft und Konsequenz dafür zu kämpfen, dass sich dunkle Kapitel der Geschichte nicht wiederholen. Denn derzeit müssen wir erleben, wie Unsagbares und Undenkbares, Hass und Menschenhatz wieder salonfähig wird, wie verantwortungslose Politiker in ganz Europa mit der Angst der Menschen spielen, diese schüren und schon wieder Schuldige präsentieren: Menschen anderer Hautfarbe, anderer Herkunft, anderer Religion, anderer politischer Einstellung“, so die Bürgermeisterin.

Auch die Jugend hat in besonderer Weise an der Gedenkveranstaltung mitgewirkt. Stimmlich umrahmten die Sängerinnen des Chores „M con VOCE“ des Musikgymnasiums Viktring die Matinée. WIMO-Schüler und Schülerinnen präsentierten ein interaktives „Holocaust Education“-Tool mit dem Titel „Eternal Echoes“.