Gedenksteine zur Erinnerung an Opfer einer Medizin ohne Menschlichkeit
Die Dr.-Franz-Palla-Gasse wurde nach dem ehemaligen Vorstand der chirurgischen Abteilung am „Gaukrankenhaus Klagenfurt“ benannt. Ebenso wie sein Kollege von der gynäkologischen Abteilung, Dr. Viktor Hieß, war Franz Palla als Verfechter der deutschen Erb- und Rassenlehre von 1940 bis 1945 für die Durchführung des nationalsozialistischen Eugenik-Programms verantwortlich. Zahllose Menschen wurden zu Opfern von Zwangssterilisationen und Zwangsabtreibungen, nachdem sie zuvor als „erbkrank“ oder „rassisch minderwertig“ eingestuft wurden.
Die Landeshauptstadt Klagenfurt bedauert die Straßenbenennungen und bekennt sich mit Gedenksteinen in der Dr. Franz-Palla-Gasse und in der Hiessgasse zu einer öffentlichen Entschuldigung bei den Angehörigen der Opfer für das bisherige Verschweigen dieser schändlichen und strafbaren ärztlichen Praxis. Die Gedenksteine wurden heute, Mittwoch, von Bürgermeister Christian Scheider und dem Vorsitzenden des Erinnerungsbeirates, Dr. Peter Gstettner, enthüllt.
„Klagenfurt ist in den vergangenen Jahren den Weg der Erinnerungskultur konsequent gegangen. Es ist mir ein Herzensanliegen, vor allem der Jugend die Geschehnisse in der NS Zeit, einem der dunkelsten Kapitel der Geschichte, näher zu bringen. Die junge Generation, aber auch all jene, die sich nicht so intensiv mit der Geschichte beschäftigen, sollen wissen, was es bedeutet hat, für seine Herkunft, Hautfarbe oder Religion verfolgt und ermordet zu werden und verstehen, dass so etwas nie wieder passieren darf. Wir setzen diese Zeichen aus Gründen der Humanität und des Miteinanders, aus Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und aus Mitgefühl für die Angehörigen der Opfer“, sagt Bürgermeister Christian Scheider anlässlich der Gedenkstein-Enthüllung und unterstrich in seinen Worten nochmals die Bedeutung der Erinnerungskultur: „Die Dr.-Franz-Palla-Gasse ist nach einem Arzt des damaligen Landeskrankenhauses benannt worden. Die Menschen damals hatten Vertrauen in den Arzt und in die Medizin. Dieses Vertrauen wurde aus blindem Hass heraus missbraucht und Patienten wurden zu Opfern. Mit dem Gedenkstein, den wir heute enthüllen, setzen wir ein Zeichen der Entschuldigung für die Hinterbliebenen der Opfer und wollen erreichen, das Täter niemals geehrt und Opfer niemals vergessen werden“. Im Anschluss erläuterte der Vorsitzende des Gedenk- und Erinnerungsbeirates, Dr. Peter Gstettner, ausführlich über die historischen Grundlagen zu den belasteten Straßennamen.
Ein weiterer Gedenkstein wurde seitens der Stadt Klagenfurt auch in der Hiessgasse aufgestellt. Dort hatten sich kurz vor der Enthüllung Anrainer versammelt, die an Bürgermeister Christian Scheider appellierten, anstelle des Gedenksteines die Straße umzubenennen. Scheider nahm die Anliegen der insgesamt 17 Bewohner ernst und versicherte, das Anliegen noch einmal im Stadtsenat zu diskutieren. Der Gedenkstein, dessen Errichtung in den städtischen Gremien beschlossen wurde, wurde ebenfalls gemeinsam mit den Mitgliedern des Gedenk- und Erinnerungsbeirates enthüllt.