5 Fragen an... Erika Hornbogner

Geschäftsführerin der Verlage Wieser und Drava

erika_hornbogner

FC: Privat

1.    Sie waren seit 2016 operative Leiterin der Verlage Wieser und Drava ehe Sie im vorigen Jahr die Geschäftsführung von Lojze Wieser – bzw. dessen Lebenswerk – komplett übernommen haben. Welche Herausforderungen galt es in dieser Zeit zu bewältigen und wie sieht Ihr Resümee nach rund einem Jahr als Geschäftsführerin aus?
Die größte Herausforderung war es, die sehr persönliche Verlegerhandschrift von Lojze Wieser fortzuführen und gleichzeitig meine eigene Linie zu entwickeln. Es ging darum, Kontinuität zu wahren und dennoch die Verlage zukunftsfit zu machen – organisatorisch, wirtschaftlich und inhaltlich. Nach einem Jahr kann ich sagen: Wir haben uns gut aufgestellt, viele wertvolle Partnerschaften vertieft und unser Profil geschärft. Natürlich ist der Weg nicht frei von Stolpersteinen, aber ich sehe mit Zuversicht in die Zukunft.

2.    Der Tätigkeitsbereich einer Verlegerin ist mannigfaltig. Für all jene, die sich darunter wenig vorstellen können: Würden Sie kurz Ihre wesentlichsten Aufgaben beschreiben und uns anvertrauen, welche Tätigkeiten Sie dabei am meisten schätzen?
Verlegerin zu sein bedeutet, eine Vielzahl von Rollen gleichzeitig einzunehmen: Lektorin, Netzwerkerin, Organisatorin, Managerin und manchmal auch Psychologin. Ich begleite ein Buch vom Manuskript bis zum fertigen Werk, koordiniere Autor:innen, Grafik, Vertrieb, Pressearbeit und natürlich die wirtschaftliche Seite. Am meisten Freude bereitet mir die inhaltliche Arbeit – wenn ein Manuskript Form annimmt und ich spüre, dass ein Text berührt und eine Wirkung entfalten kann und der Autor, die Autorin glücklich mit dem Buch ist.

3.    Mit welchen Herausforderungen im Verlagswesen ist man derzeit konfrontiert und welche Rolle spielen aus Ihrer Sicht heutzutage klassische Buchmessen?
Die Herausforderungen liegen einerseits in den gestiegenen Produktions- und Vertriebskosten, andererseits in der schwindenden Aufmerksamkeitsspanne vieler Leser:innen. Bücher brauchen heute mehr Sichtbarkeit, um sich durchzusetzen. Buchmessen sind dafür nach wie vor unverzichtbar – sie sind Orte der Begegnung, des Austausches und der Inspiration. Buchmessen sind für uns als Verlag in Klagenfurt von unschätzbarem Wert, weil sie Raum für persönlichen Austausch mit Autor:innen, Leser:innen und Kolleg:innen bieten. Sie ermöglichen Sichtbarkeit, neue Kooperationen und sind Inspirationsquelle für zukünftige Projekte.

4.    Welche Bücher bzw. Themen sind derzeit besonders gefragt und wie sehen Sie die Zukunft gedruckter Werke in Zeiten zunehmender Digitalisierung?
Themen rund um Nachhaltigkeit, gesellschaftlichen Zusammenhalt, Migration und persönliche Lebensgeschichten sind derzeit stark gefragt. Auch die Literatur aus und über Südosteuropa findet nach wie vor Beachtung. Was die Zukunft betrifft: Ich bin überzeugt, dass das gedruckte Buch bleiben wird – es hat eine haptische und emotionale Qualität, die kein E-Reader ersetzen kann. Digitalisierung ist eine Ergänzung, kein Ersatz.

5.    Sie bezeichnen sich selbst als Bücherwurm… welche drei Werke sind für Sie absolute Klassiker – bzw. sollte man unbedingt gelesen haben – und welches Buch lesen Sie derzeit? 
Drei Bücher, die mich geprägt haben, sind:
•    „Der Meister und Margarita“ von Michail Bulgakow
•    „Die Gesetze“ von Conny Palmen
•    „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ von Milan Kundera.
Zurzeit lese ich „Die Assistentin“ von Caroline Wahl. Mich fasziniert daran, wie präzise und zugleich schonungslos sie Machtstrukturen, Abhängigkeiten und die feinen psychologischen Mechanismen in Arbeits- und Lebensbeziehungen beschreibt – ein Thema, das aktueller nicht sein könnte.

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