5 Fragen an... Tonč Feinig

Jazzmusiker, Sänger, Komponist und Produzent

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FC: Marko Weiss

1.    Sie wurden 1971 in Klagenfurt geboren und lieben es, mit Ihrer Musik verschiedene Stile, Genres, Regionen und Menschen zu vereinen. Wie wichtig ist es für Sie, mit Ihrem Schaffen Brücken zu bauen und den Blick für Kunst und Kultur außerhalb bekannter Normen zu schärfen? 
Ich wuchs im zweisprachigen Gebiet in Suetschach, Feistritz im Rosental, auf, meine Familie ist tief mit der slowenischen Kultur verwurzelt. In meiner Studentenzeit habe ich aber erst den Wert der Musik meiner Heimat so richtig begriffen - da war es logisch, dass ich mich mit den Melodien und dem Liedgut meiner Kindheit und Jugend auseinandersetze. 

2.    Amerika, bzw. New Orleans, gilt als die Wiege des Jazz. Auch New York, eine Stadt zu der Sie eine besondere Beziehung pflegen, ist mit dem Jazz ebenso engstens verbunden. So sangen in den 1920er und 1930er Jahren u.a. Louis Armstrong, Billie Holiday und Cab Calloway im legendären Cotton Club in Harlem. Würden Sie uns bitte den Stellenwert des „Big Apple“ für Sie näher erläutern und eine Begebenheit mit uns teilen, die Ihnen ganz besonders in Erinnerung geblieben ist?
Ich habe New York sicher an die 15 Mal besucht, immer wieder auch für einige Wochen. Die Energie, die Musikstile, die Lebensart, die man in New York erlebt, ist einfach einzigartig. Viele Abende in Jazzclubs, bei Jam-Sessions und natürlich bei unzähligen Konzerten, sind unvergesslich. Begebenheiten gibt es viele, so sind wir oft von einem Jazz-Club in den nächsten gewandert, um möglichst viele Musiker auf der Bühne zu hören. Konzerte von Keith Jarrett, Tommy Flanagan, Kenny Barron und Sonny Rollins sind sicher die Highlights aus dieser Zeit!  

3.    Sie zählen zu den arriviertesten Musikern Kärntens, Ihr Leben gilt von Kindesjahren an der Musik. Inspiriert wurden Sie in jungen Jahren vom amerikanischen Jazzmusiker Miles Davis, der bei Ihnen gewissermaßen den musikalischen Funken und die Liebe zum Jazz entzündete. Was hat Sie damals beim Anhören seiner Musik fasziniert und wenn Sie heute mit ihm zusammen auf der Bühne stehen könnten: Welche drei Lieder würden Sie mit ihm performen und wo wäre aus Ihrer Sicht der ideale Ort für die Aufführung?
Miles Davis habe ich zwei Mal live erlebt, in Graz und in Ljubljana. Welche Lieder er heute spielen würde, kann man gerade bei Miles Davis nicht sagen - er selbst wollte ja seine “alten” Hits, bzw. Standards nie spielen. Er war immer im Hier und Jetzt daheim und wollte sich nie wiederholen.

4.    Musik ist ein wichtiger Faktor zur Stimmungsregulation… egal ob Freude, Trauer, Wut oder Liebe – sie kann eine Vielzahl an Gefühlen auslösen. Wie würden Sie die Wirkung der „Weltsprache“ Musik – der Sie quasi Ihr Leben gewidmet haben – beschreiben, die zugleich ein Spiegel der Gesellschaft ist, in der wir leben? 
Über Musik, bzw. die Gefühle, die man beim Spielen hat, kann man schwer schreiben. Es ist irgendwie immer ein Ringen mit sich selbst, und dadurch auch befreiend, weil man immer wieder zu seinem innersten Wesen vordringen muss. Die Musik ist einfach immer da und auf der Bühne muss man den direkten Zugang zu ihr suchen! Jeder Musiker/jede Musikerin hat seine eigene Geschichte, die erzählt wird, die man hört!

5.    Bei der Fülle an Auftritten quer durch Europa, den USA, Mexico usw. fällt es sicherlich schwer, ein Highlight herauszupicken, aber vielleicht gibt es ein, zwei Momente, die für Sie unvergesslich und speziell gewesen sind? 
Beim European Jazz-Festival in Doha, Katar, war es sicherlich sehr speziell. Generell sind Auftritte “in der Fremde” immer unvergesslich, natürlich auch, weil man neue Kulturen und Regionen erlebt. Aber mich berührt am meisten, wenn ich in meiner Heimat spiele und Menschen auf mich zukommen und mir sagen, wie sehr ich sie mit meiner Musik berühre! 

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