Friedhofsgeschichte
Wie alle mittelalterlichen Stadtzentren hatte auch Klagenfurt seine Begräbnisstätten unmittelbar bei den Gotteshäusern. Adel und Patriziat ließen sich im Kircheninneren bestatten, das Bürgertum, Handwerker, Gewerbebetreibende, deren Gesellen und Dienstboten fanden ihre letzte Ruhestätte auf dem engen Platz rund um die Kirchen.
Noch heute künden Grabsteine vom einstigen Friedhof bei der Stadtpfarrkirche St. Egid und den Grüften im Kircheninneren. Auf dem heutigen Heiligengeistplatz wo bis ins 16. Jahrhundert noch ein Spital stand, war ebenfalls ein Friedhof, auf dem der Überlieferung nach die Pesttoten begraben wurden.
Mit dem Bau des heutigen Domes am Ende des 16. Jahrhundert entstand auch dort ein kleiner Gottesacker. Das Innere der Marienkirche beim 1624 geweihten Franziskanerkloster wurde als Begräbnisplatz verwendet. Die engen Platzverhältnisse bei den zuvor genannten Kirchen bewogen die Landstände im 17. Jahrhundert einen neuen städtischen Friedhof zu schaffen. Den Platz dazu fand man neben dem kurz zuvor errichteten neuen Bürgerspital, auf einem unbebauten Gelände, welches bis dahin den Bürgern als Schweineweide gedient hatte und „Sauzipf“ genannt wurde.
Per Hofdekret vom 23. August 1784 legte Kaiser Josef II. fest, dass aus hygienischen Gründen Friedhöfe nur mehr außerhalb von Wohngebieten errichtet werden dürfen und die Benutzung der bestehenden verboten wird. Dem Gesetz folgend mussten nun die alten innerstädtischen Friedhöfe aufgelassen werden. In St. Ruprecht, westlich des alten St. Ruprechter Pfarrfriedhofs kaufte die Stadtpfarre St. Egid eine große Parzelle an. Dieser neue Friedhof, dessen ältester Teil an der St. Ruprechter Straße lag, wurde somit im Jahre 1788 zum Friedhof für die Klagenfurter Bürger.
Der Friedhof von St. Ruprecht ist heute der älteste noch bestehende Friedhof der Stadt Klagenfurt. Viele alt eingesessene Bürgerfamilien haben hier seit Generationen ihre Toten begraben. Beim Rundgang öffnet sich dem Besucher ein Stück Stadtgeschichte, Grabsteine von Klagenfurter Familien aus Bürgertum und Adel, sind zu sehen. Eines ist diesen Familien gemeinsam, sie haben durch ihre Verdienste und Leistungen diese Stadt geprägt. Ihre Grabsteine erzählen Geschichten, die manchmal auf den Steinplatten vermerkt sind.
Am Ende des 19. Jahrhunderts forderte die Sanitätsbehörde die Auflassung des Friedhofes St. Ruprecht (welche jedoch nicht durchgeführt wurde) und man begann 1898 mit der Planung des neuen städtischen Zentralfriedhofes in Annabichl.
Am 5. Oktober 1901, gab es die erste Bestattung im neuen städtischen Friedhof. Auch dieser lag, gleich wie jender von St. Ruprecht außerhalb der Stadtgrenzen, da Annabichl und St. Ruprecht damals noch eigenständige Gemeinden waren und erst 1938 t eingemeindet wurden. Problematischer war jedoch die Situation, die sich aus der strengen Sichtweise des damaligen Gurker Fürstbischofs Dr. Josef Kahn ergab.
Nachdem die Stadtväter einen interkonfessionellen Friedhof geplant hatten, weigerte sich der Bischof diesen zu weihen.
Für heutige Verhältnisse unvorstellbar: Durch fünf Jahre hindurch währte dieser Streit, der erst beseitigt werden konnte, als man zwei Gräberfelder ausschließlich für Katholiken reservierte. Somit kam es erst im Jahre 1905 zum kirchlichen Segen für den neuen Klagenfurter Zentralfriedhof. Im Jahre 1944 wurde der Friedhof durch Bombenabwürfe stark in Mitleidenschaft gezogen.
Nach der Beseitigung der Schäden ging man zu Beginn der 1960er Jahre daran, den Portikus durch ein neues Gebäude zu ersetzen, das nicht nur vermehrt Platz für Aufbahrungen bot, sondern auch den immer größer werdenden Straßenlärm abhalten sollte. Für die Zeremonienhalle fertigte der Künstler Giselbert Hoke eine Glaswand.
Die Verabschiedungshalle wurde im Jahr 2000 umgebaut, Hauptportal und Seiteneingänge vom Künstler Egon Rubin gestaltet. Im Laufe der Jahre kamen auch im Annabichler Friedhof immer mehr Urnenhaine dazu.
Entnommen aus "Die Friedhöfe von Annabichl und St. Ruprecht" von Joachim Eichert