Historischer Überblick

Wie kam Klagenfurt zu seinem Namen? Was hat es mit der Lindwurm-Sage auf sich? Wie entstand das Stadtwappen? Einen Überblick zu Klagenfurts Historie finden Sie hier:

Am Anfang war der Lindwurm. Er hauste im Sumpf, tapfere Männer töteten ihn durch eine List. Dann konnte Klagenfurt entstehen. So vermeldet es die Gründungssage.
Weniger märchenhaft war die Realität. Klagenfurt musste gleich zweimal gegründet werden. Zuerst kam der Kärntner Herzog Hermann aus dem rheinfränkischen Geschlecht der Spanheimer und wollte einen Stützpunkt an der Kreuzung der wichtigen Handelsstraßen Ost-West und Nord-Süd. Am Flüsschen Glan entstand ein kleiner Markt, der zwischen 1193 und 1199 als „Forum Chlagenvurth” erstmals erwähnt wurde. Die Neugründung war eine nasse Sache – sie lag im Überschwemmungsgebiet und wurde immer wieder überflutet.

Zweite Stadtgründung

Deshalb übersiedelte Sohn Bernhard von Spanheim, verheiratet mit der Tochter des Böhmenkönigs Wenzel, verwandt mit Babenbergern und Hohenstaufern, Schwiegervater von Friedrich dem Streitbaren, mit dem kleinen Ort. 1246 entstand Klagenfurt im Gebiet um den heutigen Alten Platz neu und erhielt schon 1252 das Stadtrecht.
Die nächsten Jahrhunderte brachten schwere Zeiten: Brände, Heuschreckenschwärme, Erdbeben, 1477 der erste Bauernaufstand im deutschsprachigem Raum. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts, genau 1514, schien Klagenfurt am Ende zu sein – ein Feuer legte die Stadt in Schutt und Asche. 

Geschenkte Stadt

Vier Jahre später war Klagenfurt Landeshauptstadt und einzigartiger Fall in der deutschen Rechtsgeschichte. Habsburger-Kaiser Maximilian I. hatte kein Geld die Stadt, wie es seine Aufgabe gewesen wäre, wieder aufzubauen. So schenkte er Klagenfurt kurzerhand den Landständen (geistliche und weltliche Grundherren), die bis 1848 regierten. Das hatte es zuvor noch nie gegeben, dass ein Kaiser auf eine Stadt verzichtet.
Ein Glücksfall für Klagenfurt, das nun Landeshauptstadt wurde. Die neuen Herren machten sich rasch ans Werk. Die Stadt wurde modernisiert, befestigt, vergrößert, verschönert.

Der Name Klagenfurt ist – wie auch seine slowenische Entsprechung Celovec– einmalig im deutschen (und slowenischen) Sprachraum: er ist der einzige Name, der das Wort Klage (slowenisch cvilja) enthält.
Urkundliche Belege:
1192-1199 Chlagenuurt, spätere Schreibungen Chlagenvurt, Khlagen- und Chlagenfurt (1335), also nie mit G-.

Daher ist eine Verbindung mit dem Fluss Glanfurt, wie sie oft vermutet wurde - zuerst bei Megiser um 1600  - auszuschließen. Auch die furlanische Bezeichnung Clanfùrt mit [k-] spricht dagegen.

Die slowenische Bezeichnung Celôvec (auch Celóvec) ist urkundlich erstmals 1615 V Zelovzi ʻin Klagenfurtʼ bezeugt, dann im 18. Jhdt. Ziloviz; die heutige Namensform Celovec ist erstmals 1789 in Gutsmanns Deutsch-Windischem Wörterbuch zu finden. Die zahlreichen mundartlichen Varianten des Namens wie Ciljovec, Cevljovec, Cvilovec, auch gekürzt Clovc, weisen auf eine frühslawische Ausgangsform *cviľovьcь bzw. altslowenisch *Cviljovec hin.

Daneben kommen gelehrte lateinische Namensformen vor, aus der Zeit des Humanismus stammend wie Claudiforum oder Forum Claudii, weiters im 14. Jhdt. eine Übersetzung Querimoniae vadus bei Johann von Viktring.

Zunächst erklärte man den Namen Klagenfurt mythologisch. An der in früheren Zeiten nur sehr mühsam zu überwindenden und unfallträchtigen Furt (auch mit tödlich ausgehenden Unglücksfällen) über die Glan und das sich im Süden anschließende Sumpfgebiet zwischen Glan und Glanfurt habe eine sagenumwobene Furt- und Wasserfrau ihr Unwesen getrieben, die man Klage nannte. Der Sage nach habe diese an Bächen und Quellen Wäsche gewaschen und Todesfälle angekündigt. So sei der Name als ʻFurt der Klageʼ bzw. slowenisch ʻOrt der Klageʼ zu verstehen (so P. Lessiak und E. Kranzmayer). Vielfach führte man ihn auch auf Glanfurt ʻ, Furt über die Glanʼ zurück, doch dagegen spricht, dass der Name in dieser Form erst seit der Neuzeit auftritt´(s.o.).

Ein anderer Erklärungsversuch geht von einem romanischen Namen aus, z.B. *Aquilava bzw. -avu (zu lateinisch aqua ʻWasserʼ, so F. Ramovš). Der Schlüssel zu einer solchen Erklärung des Namens Klagenfurt liegt in seiner slowenischen Entsprechung Celôvec (auch Celóvec), dieurkundlich bis ins 16. Jhdt. zurückverfolgt werden kann. Die zahlreichen mundartlichen Varianten des Namens (s.o.) weisen auf eine frühslawische Ausgangsform *cviľovьcь bzw. altslowenisch *Cviljovec hin, die lautlich auf ein romanisches Grundwort *aquil- bzw. *l’aquil- (mit Artikel) ‘Ort, Platz am bzw. mit Wasser’ weisen, genauer *aquiliu bzw. *lʼaquiliu. Diese romanische Ausgangsform *lʼaquiliu wurde zunächst zu *la quiliu umgeformt und ohne Artikel ins Slawische als *kviľŭ entlehnt und weiter zu *cviľь und schließlich mit dem in Ortsbezeichnungen nicht seltenen Wortbildungselement -ovьcь  (> slow. -ovec) erweitert. So entstand dann frühslowenisch *Cviljovec. Da slowenisch cvilja (zufällig) ‘(Weh-) Klage, Gejammer usw.’ bedeutet, wurde dies ins Deutsche mit ‘Klage’ übersetzt und es entstand die der Lage des Ortes an einer Furt entsprechende Bezeichnung Klagenfurt, wobei auch die mythologische Figur der ‘Klage’ an der unfallträchtigen Furt volks­etymologisch entscheidend mitgespielt hat. Dies widerspiegelt auch die enge Verschränkung beider Landessprachen.

Univ.Prof. Dr. Heinz-Dieter Pohl

Lit.: Heinz-Dieter Pohl, Kleines Kärntner Namenbuch, Klagenfurt 2013, 71f.; Derselbe, Die Orts- und Flurnamen des Klagenfurter Raumes nach dem Franziszeischen Kataster, in: Werner Drobesch (Hg.), Kärnten am Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft, Klagenfurt 2013, S. 171-185, 178; Derselbe, Zum Namen der Stadt Klagenfurt/Celovec, in: KulturLandMenschen. Die Kärntner Landsmannschaft H. 5-6, Klagenfurt 2018, 6-8; Derselbe, Klagenfurt 500 Jahre „ständische Stadt“. Zum Namen der Kärntner Landeshauptstadt, in: Österreichische Namenforschung Jg. 46/2018 (in Druck).

Mit der Lage des ältesten Klagenfurt steht die Namensgebung der Stadt Klagenfurt und wohl auch das mythologische Bildsymbol des Stadtsiegels in engstem Zusammenhang. Dieses älteste Klagenfurt an der Glan wurde von Herzog Hermann von Spanheim als Furtsiedlung gegründet.
Erstmals wird die Siedlung in einer Urkunde des Klosters St. Paul, die zwischen 1192 und 1199 entstanden ist, als „in foro chlagenvurt“ (= im Markt Klagenfurt) genannt. Etwa 100 Jahre später wurde der Markt durch Bernhard von Spanheim in die Gegend des heutigen Alten Platzes verlegt, damit dieser vor den ständig wiederkehrenden Glanüberschwemmungen sicher war.
Das älteste Stadtsiegel stammt aus dem Jahre 1287. Es zeigt einen hohen, schmalen Turm mit drei Zinnen. In halber Höhe des Turmes schwebt ein unheimliches Mischwesen vorbei. Es besteht aus drei für die Romanik typischen Tiersymbolen: Aus einem Hunde- oder Wolfskopf, einem Vogelkörper und einer dreifach geringelten Schlange.

Furt der Klage

Dieses mythologische Wesen stellt die „Klag“ (Mehrzahl „Klagen“) dar, ein unheimliches, Verderben bringendes Wesen, das an Flussübergängen als Wasserdämon haust, Sterbefälle ankündigt und Menschen auf merkwürdige Weise verschwinden lässt. Danach ist auch der Name Klagenfurt als Furt der Klage (Mehrzahl „der Klagen“), althochdeutsch Chlagun- oder Chlagonovurt, zu deuten. Wie übrigens auch das altslowenische Cviljovec (Zelouzi, um 1600 bezeugt) den Ort bezeichnet, wo sich Klagegespenster (Cvilja = Klageweib) aufhalten.

Als nun das älteste Klagenfurt an einen sicheren Ort, den heutigen Alten Platz, verlegt wurde, haben die Bewohner des Marktes einerseits zur Erinnerung an die von der „Klage beherrschten Furt“, andererseits als Schutz und Abwehrzeichen dieses drachenartige Mischwesen, die Klage darstellend, im Stadtsiegel aufgenommen.

Die ursprüngliche Deutung geriet allerdings im Laufe der Jahrhunderte in Vergessenheit.
Name und Stadtsiegel haben in der Folge unterschiedliche Interpretationen erfahren. Im 16. Jahrhundert, als Klagenfurt Landeshauptstadt wurde, ist es humanistische Gelehrsamkeit, die wohl nach dem Fund eines eiszeitlichen Wollhaarnashornschädels am Zollfeld das ursprünglich zweifüßige Drachentier zu einem Lindwurm mit vier Füßen auf festen Grund stehend umwandelt. Bereits 1583 erteilen die Stadtherren, den Befehl, auf dem Neuen Platz einen Brunnen zu errichten.
10 Jahre später steht in Klagenfurt der Lindwurm als Monumentalisierung des Wappentiers und als typisches Kunstwerk des Manierismus. Von diesem Zeitpunkt an begegnen wir dem zweifüßigen Drachentier und dem vierfüßigen Lindwurm als gleichwertige Bildzeichen sowohl im Wappen als auch im Stadtsiegel von Klagenfurt.
Auszug aus „Name, Siegel und Wappen der Landeshauptstadt Klagenfurt“
von Dr. Dieter Jandl aus dem Band „800 Jahre Klagenfurt“. 

Das derzeit gültige Klagenfurter Stadtwappen zeigt vor rotem Hintergrund einen weißen Turm mit dem davor schwebenden Mischwesen in kräftigem Grün.

Der Alte Platz ist das historische Herz, das Zentrum der Stadt. Und einst war er die Stadt selbst – aus ihm wuchs Klagenfurt. Seit Jahrhunderten bietet er innerstädtisches Leben pur. Heute kauft man hier ein, bummelt, erholt sich in den Schanigärten der Cafés. Die alten Fassaden und Innenhöfe sind stilvoller Rahmen für modernes Einkaufserlebnis. Eine eigene Stadtatmosphäre prägt ihn.
Die Geschichte des Alten Platzes ist großteils auch die Geschichte von Klagenfurt, denn hier standen die ersten Häuser.
Für einen historischen Spaziergang gibt es zum Nachlesen nachstehend zwei pdf-Dateien zum Download.
Beide Geschichten sind dem Band „Der Platz, die Menschen, die Stadt” , Herausgeber Landeshauptstadt Klagenfurt, entnommen.